Geschichte

(in Zusammenarbeit mit H.- G. Donner

www.glashuetteuhren.de)

A. Lange & Söhne

Am 18. Februar 1815 wurde Ferdinand Adolf Lange in Dresden als Sohn eines Büchsenmachers geboren. Die Strenge des Vaters veranlasste die Mutter ihn und seine Schwester, bei einer befreundeten Kaufmannsfamilie aufwachsen zu lassen. Hochbegabt wurde er ausgewählt, ab 1829 die erst kurz zuvor gegründete Technische Bildungsanstalt in Dresden zu besuchen. In dieser Zeit lernte er den ältesten Sohn des späteren Königlichen Hofuhrmachers Johann Christian Friedrich Gutkäs, Friedrich Hermann Otto Gutkäs, kennen. Beide begannen 1830 bei Johann Christian Friedrich Gutkäs eine  Lehre zum Uhrmacher.  In fünf Lehr- und zwei Gesellenjahren wurden durch den Umgang mit den Präzisionsuhren seines Lehrmeisters bei Adolf Lange die Grundlagen für seine späteren außergewöhnlichen Fähigkeiten auf diesem Gebiet gelegt. 1837 war auch für Adolf Lange die Zeit für die obligatorischen „Wanderjahre“ gekommen. Mit der Empfehlung eines ausgezeichneten Abschlusses fand er bei dem bekannten französischen Präzisionsuhrmacher für Marine-Chronometer, Joseph Thaddäus Winnerl, eine Anstellung, wobei ihm seine guten Französischkenntnisse zu Gute kamen. Seine theoretischen Kenntnisse vertiefte er, indem er zusätzlich Vorlesungen des französischen Physikers und Astronomen Dominique Francois Arago besuchte. Sein Wanderbuch legt beredtes Zeugnis darüber ab, dass er alles, was ihm an Wissen und Erfahrung zugänglich war, akribisch festgehalten hat, um es in seiner späteren Tätigkeit anwenden und ausbauen zu können.

Obwohl ihm J. T. Winnerl eine herausgehobene Stelle angeboten hatte, kehrt Adolf Lange, nachdem er noch mehrere Wochen in der Schweiz sein Wissen erweiterte, Anfang 1842 nach Dresden zurück, erwarb die Meisterrechte, heiratete die Tochter seines zum Hofuhrmacher ernannten Lehrherren und trat als Teilhaber  in die Gutkäs’sche Werkstatt, die inzwischen vom jüngeren Sohn Gustav Bernhard Gutkäs geführt wurde, ein.

In den darauf folgenden Jahren fertigte er nach eigenen Entwürfen verschiedene komplizierte Chronometer und Präzisionspendeluhren u.a. auch für wissenschaftliche Zwecke. Dabei verlor er den in seiner Pariser Zeit geborenen Gedanken, mit dem Aufbau einer eigenen, nach moderneren Gesichtspunkten aufgebauten Uhrenfertigung der sich entwickelnden industriellen Revolution zu entsprechen und gleichzeitig der durch den Niedergang des Silberbergbaues bedingten Not leidenden Bevölkerung im Erzgebirge einen neuen Erwerbszweig zu eröffnen, nicht aus den Augen. Grundlage dafür sollte ein noch zu schaffendes Uhrenmodell sein, welches, aufbauend auf den unterschiedlichen Schweizer und Englischen  Bauweisen, die Vorzüge beider miteinander vereint, neue von Adolf Lange erdachte Innovationen beinhaltete und dabei auch noch mit rationelleren Methoden gefertigt werden könnte.

Schon 1843 brachte Lange seine diesbezüglichen Gedanken der sächsischen Landesregierung zur Kenntnis. Vor einer Bewilligung der dazu notwendigen Gelder mußte Adolf Lange den Verantwortlichen bei der Landesregierung sein Vorhaben noch sehr ausführlich erläutern. Er ging dabei von einem arbeitsteiligen Prozess mit genau abgegrenzten Arbeitsaufgaben aus und schlug vor mit 15 ortsansässigen jungen Leuten, die er nach einem von ihm neu erdachten System auszubilden gedachte, zu beginnen. Nach seinen detaillierten Berechnungen der Wirtschaftlichkeit, sollte es möglich sein am Ende des Ausbildungsprozesses und einer Einarbeitungsphase, jährlich etwa 600 Uhren zu fertigen. Sicherlich sind weder Adolf Lange noch die potentiellen Geldgeber damals davon ausgegangen, dass es 20 lange und schwierige Jahre braucht, bis er dieses Ziel erreichen würde. Auf der Grundlage eines sehr präzisen Zeit- und Arbeitsplanes wurden Adolf Lange 1845 Kreditmittel in Höhe von 5580 Taler und eine nicht zurückzuzahlende Summe von 1120 Talern für die Beschaffung von Werkzeugen zur Durchführung seines Vorhabens bewilligt.

Noch im gleichen Jahr siedelt Adolf Lange nach Glashütte, den von den Behörden nach einem Evaluierungsverfahren zur Realisierung des Vorhabens ausgewählten Ort, um. Gemeinsam mit dem von ihm in Dresden ausgebildeten Adolf Schneider und der Mithilfe von Gutkäs begann er am 7. Dezember 1845, dreißigjährig,  mit der Firma Uhrenfabrik Lange & Cie. mit der Umsetzung seines Lebenswerkes, dem Aufbau einer eigenständigen, vorerst noch sächsischen Präzisionsuhrenfertigung.

Gleich zu Anfang der 20 Jahre andauernden Entwicklungszeit bis zu dem dann ausgereiften Glashütter Basiskalibers mit der bekannten Dreiviertelplatine wurde bei Adolf Lange nach dem offiziell erst 1872 eingeführten metrischen System gearbeitet. Im Verlauf diese 20 Jahre wurde nach und nach durch gezielte Ausgründung von Firmen, die ehemalige Lehrlinge von Adolf Lange leiteten und die, wie es der Plan von Lange vorsah, spezielle Uhrteile oder Baugruppen herstellten, ein so genanntes „Verlagssystem“ etabliert. Diese Firmen lieferten ihre Produkte vorerst an Adolf Lange, hatten aber gleichzeitig die Möglichkeit, und wurden von Adolf Lange dazu auch ermuntert, ihre qualitativ hochwertigen Produkte bei Bedarf durch Kapazitätserweiterung anderweitig zu verkaufen. Das war letztendlich die Initialzündung der Glashütter Präzisionsuhrenindustrie, die mit ihren Produkten weltweit bekannt wurde und der Region, wenn auch nicht sofort, den Ausgangs versprochenen Aufschwung und einen gewissen Wohlstand brachte

Neben der Firma Lange, die 1868 mit dem Eintritt des Sohnes Richard und später auch Emil in die väterliche Firma, in A. Lange & Söhne umbenannt wurde, entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Glashütte Firmen der Präzisionsuhrenfertigung, deren Namen und Produkte bis heute nicht nur unter Kennern bekannt und geschätzt sind und die den Ruf Glashüttes als Stadt der Präzision weiter ausbauten.

Darunter zum Beispiel solche, wie Adolf Schneider, Julius Assmann, Moritz Großmann, Robert Mühle, Strasser & Rhode, Richard Gläser und Union. Nicht zuletzt auch 1890 die Firma Ernst Kassiske, die 1904 zur Glashütter Präzisionsuhrenfabrik A. G. ausgebaut wurde  und mit der wiederum modernere Fertigungstechnologien Einzug hielten. In deren Nachfolge entstand 1918 die Glashütter Präzisionsuhren Fabrik e. G. m. b. H., aus der wiederum 1926 die erste Deutsche Uhren-Rohwerkefabrik A. G. und die Uhrenfabrik Glashütte A. G. hervorgingen.

Über die Jahrzehnte entstanden in Glashütte eine ganze Reihe weitere Firmen der Präzisionsuhrenfertigung der Zulieferindustrie und des Werkzeugmaschinenbaues. Einige blieben und entwickelten sich weiter, andere vergingen.

Die Firma A. Lange & Söhne blieb trotz vieler Höhen und Tiefen mit ihrer Präzisionsuhrenfertigung und den nach und nach entstandenen Marken ALS, DUF und OLIW bestehen, wurde 1948 nach dem zweiten Weltkrieg in der sowjetisch besetzten Zone enteignet, 1951 in der DDR in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe integriert.

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Nach der Wende wurde die VEB von dem milliardenschweren Mischkonzern Mannesmann (mit einer 10 prozentigen Beteiligung des Urenkels A.F. Langes, Walter Lange) aufgekauft. Mit Hilfe des Knowhows der LMH (Uhrenzweig der damaligen Mannesmann AG) wurden wieder mechanische Manufakturuhren hergestellt. Ein halbes Jahr lang war es fraglich, was Vodafone nun mit den Nicht-Telekommunikations Betrieben der Mannesmann AG machen würde. Am 21. Juli war es dann soweit. Auch wenn die Schweizer Presse zuerst fälschlicherweise informierte, daß Swatch den Zuschlag erhielt (wishfull thinking) ging die gesamte LMH an den bekannten Schweiz-Südafrikanischen Luxusgüterhersteller Richmont  für 2.8 Mrd SFr. Schade für Deutschland, daß Tradition mal wieder verhökert wurde. Im Laufe der Jahre konnte sich das Unternehmen Lange Uhren GmbH auf dem Weltmarkt wieder etablieren. Mit Einstiegspreisen ab ca. 13.000 Euro wird natürlich eher der gehobene Markt bedient aber vielleicht wird man auch die Mittelschicht als Kunden einmal bedienen wollen. Derzeit ist wohl der interessante Markt für das Glashütter Unternehmen die ost-asiatische Region. Zur derzeitigen Modellpolitik kann ich nicht viel (gutes) sagen, da mich mit sehr wenigen Ausnahmen die Uhren nicht ansprechen.

Ebenfalls an ein Schweizer Unternehmen wurde auch das andere große Uhrenhaus aus Glashütte die Glashütte Original verkauft. Der neue Eigentümer Swatch wird wohl aus der Manufaktur ein konkurrenzfähiges Unternehmen machen. Im Bezug auf Qualität, Design und Preis-Leistung-Verhältnis hat Glashütte Original schon jetzt die Nase vorne. Mit ein bisschen mehr Marketing wird sich das Haus mit Sicherheit  an die Spitze in Deutschland hocharbeiten, insbesondere, da die Qualität seit Einstieg von Swatch verbesesert wurde! Mit einem wirkliche Paukenschlag kam Glashütte Original im Frühjahr 2010 heraus. Es kündigte eine limitierte Serie von 25 Taschenuhren mit Viertelstundenrepetition an! Der Preise soll bei 40.000 Euro pro Stück liegen. Es ist wirklich interessant, wie sich diese Uhren verkaufen werden. Ferner ist dies natürlich auch ein Gradmesser für Lange Uhren GmbH. Ob man dort bereits auch schon über eine Wiederauflage von Taschenuhren nachdenkt? Ich gehe davon aus, daß zumindest Glashütte Original eine Kollektion von Taschenuhren fest in deren Programm aufnehmen wird, da sich für eine solche kleine Serie der Aufwand zur Herstellung eines neuen Werkskalibers (selbst bei 1 Mio Euro Verkaufspreis) nicht rechnen wird. Jetzt wird wohl Lange & Söhne nachlegen müssen!?